Helen Duncan – Das schottische Medium
Victoria Helen McCrae Duncan, besser bekannt als Helen Duncan, war ein schottisches Medium. Geboren wurde sie am 25.11.1897 in Callander, einem kleinen Dorf in Schottland. Bekanntheit erlangte sie insbesondere dadurch, als dass sie die letzte Person war, die durch den „Witchcraft Act“ verurteilt wurde. Dieser war ein Anti – Hexerei Gesetz aus dem Jahr 1735, welcher betrügerische Absichten in Zusammenhang mit Hexerei unter Strafe stellte. Außerdem war Helen Duncan dafür bekannt, Ektoplasma zu produzieren.
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Zu Helen Duncan scheiden sich auch heute noch die Geister. Für ihre Anhänger war sie ein sagenumworbenes Medium, dass durch von Gott erhaltenen Fähigkeiten in die Zukunft blicken konnte und mit Verstorbenen kommunizieren konnte. Noch heute kämpfen ihre Verwandten und Fans um ihre Rehabilitierung. Leider vergebens, drei Petitionen wurden bis heute vom schottischen Parlament zurückgewiesen.
Für ihre Gegenspieler hingegen war sie eine Hochstaplerin, die wegen Betruges zurecht zu einer 9-monatigen Haftstrafe verurteilt wurde. Für den Geheimdienst und die Marine war sie eine „Whistle -Blowerin“, die streng geheime Informationen an die Öffentlichkeit brachte und somit die Diskretion weiterer Kriegseinsätze gefährdete.
Doch wer war Helen Duncan? Geboren wurde sie 1897 in Callander, als Tochter eines Dachdeckers. In ihrer Kindheit besaß sie angeblich schon übernatürliche Kräfte. So sah sie in der Küche den Geist des verstorbenen Soldaten Johnny, konnte schon Ereignisse vorhersagen und verunsicherte ihre Mitschüler mit außergewöhnlichen Prophezeiungen. Helens Mutter, ihrerseits Mitglied der Presbyterianischen Kirche, riet ihrer Tochter, ihre Fähigkeiten lieber niemanden preiszugeben. Nach dem Schulabschluss heiratete Helen einen Tischler und Kriegsveteranen namens Henry Duncan, der ihre medialen Fähigkeiten unterstütze und förderte.
Während dieser Zeit arbeitete die Mutter von sechs Kindern noch Teilzeit in einer Bleifabrik und praktizierte nebenbei schon als Medium. Sie reiste durch das ganze Land und hielt spirituelle Sitzungen, sogenannte „Seancen“, ab. In den Seancen kommunizierte Helen Duncan dann mit den Geistern von Verstorbenen und sonderte dabei eine weiße, flüssige Substanz ab, das sogenannte Ektoplasma. Dieses nahm dann die Gestalt von Verstorbenen an und konnte mit den Angehörigen kommunizieren.
In den Kriegsjahren waren diese Fähigkeiten natürlich sehr gefragt. Verzweifelte Angehörige von toten Soldaten gab es zu Genüge, die in ihrer großen Trauer und Hoffnungslosigkeit, ein Medium kontaktierten.
Doch schon bald flog der Schwindel von Helen Duncan auf. 1928 gelang es dem Fotographen Harvey Metcalfe Fotos während einer Sitzung zu machen. Die Fotos entlarvten die angeblichen Geistführer als simple Puppen mit einer bemalten Pappmache – Maske. Stellte sich noch die Frage, woher das Ektoplasma kam.
Dessen Rätsel nahm sich der Forscher Harry Price an. Er vermute im Vorhinein, dass es sich beim Ektoplasma um ein Käsetuch handelt, dass Helen Duncan im Vorfeld der Seancen verschluckt und während der Sitzungen zum Zwecke der Vorführung wieder erbricht. Angesichts dessen bat er Helen Duncan vor den Sitzungen eine Tablette Methylenblau zu schlucken. Die Untersuchungen kamen zu teils widersprüchlichen Ergebnissen. Ein Bericht bestätigte die These von Price, während ein anderer Bericht von sauberen und weißen Ektoplasma sprach, was aus Duncan hinausgekommen sein soll.
Glücklicherweise konnte ein Stück Ektoplasma aus früheren Seancen Duncan´s erhalten bleiben, dessen Zusammensetzung Price in einem Chemielabor untersuchen ließ. Er konnte nachweisen, dass das Ektoplasma aus Klopapier, Müll und hartgekochten Eiweiß bestand. Später konnte er das Ektoplasma im Labor fast vollständig duplizieren. Price konnte als feststellen, dass Duncan die Substanz vor dem Auftritt schluckt, um sie dann im richtigen Moment wieder hochzuwürgen.
Auch andere Gäste konnten Helen Duncan entlarven. So knipste die Schottin Esson Maule, während einer Seance das Licht an und konnte sehen, dass der Geist der kleinen Peggy nichts anderes als eine Frauenjacke mit einem ausgeschnittenen Foto in der Mitte war. Die daraufhin in Tobsucht verfallene Duncan drohte Esson Maule damit, ihr den Kopf einzuschlagen und wurde von der Polizei mit einer Geldstrafe in Höhe von 10 Pfund belegt.
Trotz der Entmystifizierung Duncans überirdischer Fähigkeiten war ihre Popularität weiterhin hoch und sie konnte trotz einiger Geldstrafen weiterhin als Medium praktizieren. Wie kam es dann also dazu, dass das schottische Medium 1944 nach dem „Witchcraft Act“ als letzte Hexe Europas verurteilt wurde?
Tatsächlich hatte sich Duncan unwissentlich mit der britischen Marine und dem Geheimdienst angelegt. Bei einer Seance im November 1941 erzählte Helen Duncan vom Untergang des britischen Schlachtschiff „HMS Barham“, dass ihr angeblich ein Geist eines ertrunkenen Matrosen zugetragen haben soll. Der Untergang der „HMS Barham“ war allerdings ein gut gehütetes Militärgeheimnis, dass erst im Jänner 1942 an die Öffentlichkeit hätte gelangen sollen.
Wie hatte Duncan davon erfahren? Die HMS Barham hatte ihren Heimathafen in der gleichen Stadt, in der auch Duncan als Medium praktizierte, nämlich in Portsmouth. Es ist also davon auszugehen, dass sie es über einen Angehörigen der Opfer erfahren hat, die von der britischen Marine als einzige über den Untergang informiert wurden. Auch hatte Duncan zwei Söhne bei der Marine, die ihr die Information hätten zutragen können.
Seit diesem Augenblick an wurde Duncan vom Geheimdienst beschattet. Als sie 1944 dann auch noch den Untergang der HMS Hood ausgeplaudert haben soll, sah sich der Geheimdienst gezwungen zu reagieren. Verschwiegenheit und Diskretion waren für den Ausgang des Krieges wichtig, auch stand der wichtige D-Day Einsatz in der Normandie bevor, dessen Geheimhaltung von großer Bedeutung war.
So geschah es also am 3.4.1944, dass Helen Duncan durch den „Witchcraft Act“, im zentralen Strafgerichtshof von London („Old Bailey“), zu einer neunmonatigen Haftstrafe verurteilt wurde. Helen Duncan verlor die Nerven, konnte sie es doch nicht fassen, warum sie so viel Ungerechtigkeit ausgesetzt wird. Ihre Enkel kämpfen bis heute um Rehabilitation, für eine Frau die angeblich schon als Kind Kontakte zum Jenseits knüpfen konnte.
Ein gutes Buch über Helen Duncan ist dieses hier:
Meine Empfehlung:- Brealey, Gena, (Autor)
Lustiger Fakt zum Schluss:
Den damaligen britischen Premierminister Winston Churchill brachte das Urteil ziemlich in Rage, wie man einen Brief an seinen Innenminister vom 3.4.1944 entnehmen konnte: „Schicken Sie mir einen Bericht, warum sich ein moderner Gerichtshof auf das Hexerei-Gesetz von 1735 berufen konnte.“ Schließlich wurde der „Witchcraft Act“ 1951 von Winston Churchill außer Kraft gesetzt und somit war Helen Duncan die letzte nach diesem Akt verurteilte „Hexe“.